Sommeroper: Don Quixote kämpft 2022 im Passionsspielhaus Selzach
Die Sommeroper Selzach wird 2022 zur Musicalbühne.
René Gehri, der Mann von der Sommeroper Selzach, setzt für die Spielzeit 2022 auf den «Mann von La Mancha», einem auf «Don Quixote de La Mancha» von Miguel de Cervantes basierendem Musical von Mitch Leight und Dale Wasserman. Das 1965 uraufgeführte Werk wird in Selzach von Iwan Wassilevsky dirigiert und von Olivier Tambosi inszeniert.
Das in der Region von der TOBs-Produktion «Sweeney Todd» bekannte Erfolgsduo garantiert eine publikumswirksame Aufführung des Stücks. Eine erste Hürde vor den Genrewechsel wurde mit Bravour geschafft: Die «Freunde Sommeroper Selzach» zeigten sich an ihrer Versammlung begeistert und bereit, die «Don Quixote»- Produktion zu unterstützen.
Schon bevor feststand, dass die ursprünglich geplante Verdi-Oper «Don Carlos» keine Selzacher Premiere erleben wird, wollte das Produktionsteam René Gehri, Pia Bürki und Oskar Fluri mit etwas Neuem, Unkonventionellem in die Saison 2022 starten.
Den «romantischen Weg» verlassen und versuchen, auch jüngeres Publikum ins Passionsspielhaus zu locken. Auch ohne Strategiewechsel war das Aus für «Don Carlos» beschlossen, da ein grosser Chor und ein Fünfzig-Mann-Orchester während der Corona-Zeit nicht erstrebenswert schien. Trotz Pandemie-Opfer «Don Carlos» will die Sommeroper nicht zum Musicaltheater mutieren, sondern mit «Don Quixote» eine neue Ära begründen, die Broadway-Bühne jedoch als Experiment taxieren.
«Mit ein Grund für den Wechsel war auch, dass das Stadttheater Bern diesen Herbst «Don Carlo» auf die Bühne bringt und wir nicht ein paar Monate später mit demselben Werk nachziehen wollen», bemerkt René Gehri. «Zumal dem Team nach zweimaligem Verschieben der Elan und die Motivation abhanden kam. Vergleichbar mit abgestandenem Champagner, der nicht mehr sprudelt», ergänzt Pia Bürki.
Inspirieren lässt sich das Produktionsteam nun vom Ritter, der gegen Windmühlen kämpfte. 2002 kürte das Schwedische Nobelinstitut Cervantes Roman zum besten Buch der Welt. Als fahrender Ritter will Don Quixotes Abenteuer bestehen. Sein altes Pferd heisst nun «Rozinante».
Ein Bauernmädchen, für welches er in seiner Jugend schwärmte, wird zur geliebten «Dulcinea von Toboso». Sie bleibt während des gesamten Romans ein Phantom. In einer alten Rüstung reitet Don Quixote seinem ersten Abenteuer entgegen, begleitet von seinem treuen Diener Sancho Panza. Der Romanheld ist ein Phantast, der an seine Träume glaubt und daran scheitert.
Mit «Don Quixote» hat das Produktionsteam eine gute Wahl getroffen. Wie «Don Carlo» spielt «Don Quixote» während der spanischen Inquisition. Dies erlaubt, die bereits vorhandenen, von Oskar Fluri für «Don Carlo» geschaffenen Bühnenelemente für die neue Produktion einzusetzen. Autor Miguel de Cervantes war ein Zeitgenosse König Philipps, Vater von Don Carlo und Drahtzieher des Operndramas.
In diesem Stück Weltliteratur werden Sinnfragen gestellt, das Leben als Heldenreise dargestellt, dessen höhere Ziele wichtiger sind als die erreichten. «Was wiederum deutliche Parallelen zur Passion Christi aufweist und von der Thematik her wunderbar ins Passionsspielhaus Selzach passt», resümiert René Gehri.
Passen musste auch die Schreibweise, gibt es doch drei verschiedene Arten, wie der Name des Romanhelden geschrieben wird: Don Quijote, Don Quixote und Don Quichotte. Ein befreundeter Literaturwissenschafter aus Spanien überzeugte den Mann von der Sommeroper, dass Don Quixote mit X für den Mann von La Mancha historisch korrekt und von Cervantes selber auch so verwendet worden sei.
Das Musical «Don Quixote, Der Mann von La Mancha» wird vom 5. bis 21. August 2022 im Passionsspielhaus Selzach gespielt.
Der Vorverkauf beginnt am 24. September 2021: www.sommeroper.ch
©2021 solothurnzeitung.ch. 14.09.2021, von Silvia Rietz.