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Einer der profiliertesten Musicaldirigenten der Schweiz dirigiert die Sommeroper in Selzach

Iwan Wassilevski unterrichtet neben seiner Konzerttätigkeit selber eine Dirigierklasse an der Zürcher Hochschule der Künste. José R. Martinez

Einer der profiliertesten Musicaldirigenten der Schweiz dirigiert die Sommeroper in Selzach

Iwan Wassilevski dirigiert die Sommeroper in Selzach – als einer der profiliertesten Musicaldirigenten der Schweiz.

Normalerweise sehen ihn die Besucher von hinten. Nicht so in der Sommeroper Selzach (5. bis 21. August), wo Iwan Wassilevski zum Publikum blickt. Das aktuelle Stück, der «Mann von La Mancha», verlangt nämlich, dass das Orchester nicht im Graben, sondern auf der Bühne, mit dem Rücken zum Publikum, musiziert. «Eine ganz neue Erfahrung», lacht Wassilevski, der das Musical dirigiert.

Wieder mit einem Laienchor zu arbeiten, findet er inspirierend: «Die Emotionen kommen viel frischer und intensiver rüber als mit routinierten Profis. Dies entspricht meinem Bestreben, Musik immer spontan, wie im Augenblick erschaffen, klingen zu lassen. Auch, aus Routine Einmaliges zu kreieren.» Die Zusammenarbeit sei von Freude und Spass, wie auch dem Willen zum Perfektionieren geprägt. «Im Passionsspielhaus wird vieles mit Freiwilligenarbeit realisiert, alles mit Enthusiasmus und Herzblut. Dies macht die Sommeroper Selzach so besonders.»

Um die Truppe mit einem der Songs vertraut zu machen, sang der Dirigent bei einer Probe einige Phrasen im «DoReMi-Modus» vor. «Danach fragte mich ein Akteur, in welcher Sprache ich gesungen hätte», schmunzelt er. Wassilevski reizt nicht nur der Mix von Laien, Opernsängern und Musicaldarstellern. Er sagt:

«Stammen die Mitwirkenden aus unterschiedlichen Küchen, wird eben viel authentischer gekocht.»

Erfolgreich auch mit Tobs-Produktionen

Zudem freue er sich auf das erneute Zusammenwirken mit Regisseur Olivier Tambosi sowie Christiane Bösiger und Christian Manuel Oliveira, welche die Hauptrollen singen. Mit ihnen brillierte er bereits bei der Tobs-Produktion «Sweeney Todd» und wird im Herbst «Die sieben Todsünden» von Kurt Weill aufführen. «Dieses Quartett bedeutet einen absoluten Glücksfall für Selzach», kommentiert er mit Augenzwinkern. Und es passe zum «Mann von La Mancha».

Das Musical von Dale Wassermann und Mitch Leigh erzählt die Geschichte des Dichters Miguel de Cervantes, der während der spanischen Inquisition im Gefängnis landet und dort seinen Roman «Don Quixote» mit den Mitgefangenen inszeniert. «Die Musik fasziniert mich, weil sie Einflüsse aus der Klassik erkennen lässt, sowohl dramatischen Charakter als auch Hits vereint. Richtige Theatermusik eben.»

Unmögliche Träume kennt Wassilevski nicht

«The Impossible Dream» heisst der bekannteste Ohrwurm des Broadway-Musicals. Unmögliche Träume kennt Maestro Wassilevski nicht. Mit Qualitätsbewusstsein, offen für alle Musiksparten und Sprachen, zog er als 14-Jähriger aus seinem Geburtsort in die Stadt Stara Zagora in Bulgarien, um Klarinette zu studieren. Jenen Ort mit dem grössten Opernhaus des Balkans, das mit den Sängerinnen Anna Tomowa-Sintow und Vesselina Kassarova zwei Weltstars hervorgebracht hat. Hier erschloss sich dem jungen Studenten die Liebe zur Klassik und zum Musiktheater. Später studierte er in Sofia, Bern und Zürich.

Heute unterrichtet er neben seiner Konzerttätigkeit selber eine Dirigierklasse an der Zürcher Hochschule der Künste. In der Schweiz hat Iwan Wassilevski die Schreibweise seines Namens eingedeutscht. Konsequentes Handeln, wie bei allem, was er anpackt. Nach dem Studium markierte Biel eine der ersten Berufsstationen, zuerst als Praktikant und später als Zuzüger mit dem Theater Orchester Biel Solothurn. Während zehn Jahren trat der Klarinettist als Orchestermusiker und als Solist auf, fuhr quasi zweigleisig, bis er sich endgültig für das Dirigieren entschied.

Seither verstaubt die Klarinette im Musikschrank. Da er zu wenig Zeit zum Üben hat, verzichtet er lieber aufs Spielen, als nicht mehr den höchsten Ansprüchen zu genügen. «Als Instrumentalist auf Top-Niveau zu bleiben, erfordert regelmässiges trainieren», konstatiert er. Schon früh entdeckte er die Affinität zum Dirigieren. Darüber sagt er:

«Der Wechsel entwickelte sich ganz natürlich. Für mich ist die Musik das Zentrale.»

Normalerweise verbringt er die Sommermonate bei den Thunerseespielen, dessen musikalischer Leiter er seit ihrer Gründung ist. «Nun mache ich für das Debüt bei der Sommeroper Selzach eine Ausnahme», lächelt er. Nächstes Jahr, beim zwanzigjährigen Jubiläum der Thunerseespiele, werde er aber wieder auf der Seebühne stehen und «Dällebach Kari» dirigieren. Doch vorerst umfasst sein diesjähriger Sommerjob, im Passionsspielhaus dem «Mann von la Mancha» musikalisches Profil zu schenken.

© 2022 Grenchner Tagblatt, 16.07.2022, Text by Silvia Rietz. Foto by José R. Martinez

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